Interview: Welches Online-Stellenportal ist das beste für Ihre Stellenanzeigen?
Der StellenanzeigenSpezialist im Gespräch mit Ralph Adrian
Online-Stellenbörsen gibt es im Netz mehr als genug. Angeblich sind es mehr als 1.600! Ich habe Sie nicht gezählt.
Ganz vorn liegen in der Gunst der Unternehmen natürlich die bekannten großen Portale wie StepStone, Monster oder Stellenanzeigen. Aktuell stark aufstrebend noch LinkedIn.
Aber sind diese Portale wirklich für jede Vakanz die optimale Auswahl? Ist es besser, sich auf ein Portal zu konzentrieren oder zum selben Preis Multipostings abzusetzen? Was versteht man überhaupt unter Multiposting und wer kommt als Kooperationspartner infrage?
Um diese und weitere Aspekte zu klären, bat ich Herrn Ralph Adrian von der Multiposting-Agentur Personalturm um ein Interview.
Grüß Dich, Ralph! Vielen Dank, dass Du Dir Zeit für dieses Interview nimmst. Legen wir am besten gleich los: Wer bist Du? Was kann, soll, muss man über Dich wissen?
Hi Joachim, lieben Dank für die Einladung! Um mit dem Einfachsten zu beginnen: Mein Name ist Ralph Adrian, ich bin der Inhaber von Personalturm, einer Multiposting-Agentur, die sich auf das Schalten von Stellenanzeigen spezialisiert hat.
Tja, wer bin ich sonst noch? Du meinst das jetzt vermutlich nicht philosophisch, oder? Deshalb erst einmal so viel: Geboren wurde ich auf der schwäbischen Alb, weshalb ich noch heute für frische Landluft und viel natürlichen Freiraum schwärme. Und wie es den Schwaben so schön nachgesagt wird, zeichnet auch mich ein Hang zum Sparen aus. Allerdings ohne geizig zu sein. Ich mag es schon auch, gut zu leben. allerdings eher bezogen auf Qualität.
Vielleicht hängt meine Sparsamkeit aber auch damit zusammen, dass ich schon immer eher vom Machen als vom Habenwollen fasziniert war. Also lernen, begreifen, um selbst etwas umzusetzen, das ist genau mein Ding. Ich bin überzeugt, dass man mehr durchs Tun als durchs ewig lange Abwägen lernt. Das war schon in meiner Ausbildung so, ich habe ja Handelsmanagement und E‑Commerce in Kooperation mit einem der bekannteren Münchner Baumärkte studiert.
Wie bist Du von dort zur Spezialisierung auf Onlinestellenanzeigen gekommen?
Nach meinem Studium wollte ich Auslandserfahrungen sammeln, außerdem zog es mich ans Meer. Ich habe dann einen interessanten Arbeitsplatz bei einem Personaldienstleister auf Malta angenommen. Zu meinen Hauptaufgaben gehörte es die Kommunikationsstrategie des Unternehmens abzustimmen, ihm ein Feintuning zu verpassen.
Damals fiel mir zum ersten Mal auf, dass bei den Stellenanzeigen verheerende Fehler gemacht wurden. Ich habe dann angefangen mich aufs Recruiting über Stellenanzeigen zu spezialisieren und war damit schon bald sehr erfolgreich, sodass ich den nächsten Schritt gehen und mich selbstständig machen konnte.Warum bietest Du Deinen Kunden ausschließlich diese HR-Marketingform ab? Da gibt es doch noch so viel mehr, was Du abdecken und anbieten könntest.
Das stimmt und ohne dieses Hintergrundwissen wäre ich vielleicht auch weniger erfolgreich. Für mich war es aber entscheidend, dass es so etwas wie Spezialisten für Stellenanzeigen damals noch nicht gab. Okay, wir beide kannten uns da ja noch nicht.
Du kennst das ja sicher auch, klar Headhunter oder Personalbeauftragte, das ist schon ein alter Hut. Aber die meisten Unternehmen sind ja eher im mittleren Bereich angesiedelt. Denen zeige ich, wie sie sich als Arbeitgeber online optimal präsentieren können.
Um das zu verstehen, muss man nämlich erst einmal kapieren, dass man die Strategien für Print-Anzeigen nicht einfach aufs Onlinemarketing übertragen kann.
Leider wissen viele Unternehmer nicht, wovon eine erfolgreiche Schaltung abhängig ist und was sie tun müssen, damit sich mehr Kandidaten auf eine Stellenanzeige bewerben.Woher auch, wenn es sonst keine Berührungspunkte mit dem Onlinemarketing gibt. Da wird dann viel Geld investiert in eine Schaltung und am Ende bewirbt sich keiner und das obwohl 500 und mehr Menschen diese Anzeige gesehen haben.
Statt die eigene Anzeigenstrategie an das Medium anzupassen, gehen die Unternehmen dann davon aus, dass Recruiting eben eine Budgetfrage geworden ist und dass sie nicht mehr mithalten können. Ich meine, klar, Performance-Kampagnen fangen bei € 10.000 pro Vakanz an. Das muss man sich erst einmal leisten können.
Der Fehler besteht aber in der Annahme, dass es keine andere Möglichkeit gibt, qualifizierte Fachkräfte aufs eigene Unternehmen aufmerksam zu machen und sie für sich zu gewinnen. Auch kleine und mittelständische Unternehmen haben nämlich Chancen, wenn sie lernen, umzudenken.Und da kommen dann ich und Personalturm ins Spiel. Schließlich besetzen auch große Konzerne fast alle offenen Positionen über Onlineanzeigen, aber die kennen eben die Kniffe. Und genau die nutzen auch wir von Personalturm, um die Bewerberzahlen für unsere Auftraggeber deutlich zu erhöhen.
Welche Stellenbörsen kannst Du Deinen Kunden empfehlen? Sind das nur die Big Player oder ist es sinnvoll, auch regionale Nischen zu bedienen?
Der Online-Stellenmarkt ist als Branche in den vergangenen Jahren unglaublich angeschwollen. Jedes Jahr kommen Hunderte an neuen Portalen dazu. Das macht ihn mittlerweile allerdings auch so unüberschaubar.
Da wir von Personalturm alle Portale gründlich checken und nach einem internen Bewertungsverfahren einordnen, können wir aber recht zuverlässig voraussagen, welche es schaffen werden und welche eher nicht.Außerdem haben wir Kriterien entwickelt, die erfüllt sein müssen, damit ein Portal es schafft, in unser Portfolio aufgenommen zu werden.
Traffic, Positionierung und Transparenz sind dafür die entscheidenden Stichworte.
Von einer fünfstelligen Zahl bleiben dann etwa 400 Premium-Portale übrig, die wir empfehlen und auf denen wir daher stark vergünstigte Konditionen anbieten.Dass es nicht allein die großen Portale wie StepStone, Monster oder Indeed sind, ist allerdings auch wichtig. Denn nur so können wir branchenübergreifend oder besser gesagt branchenspezifisch und mit regionalem Bezug Anzeigen positionieren.
Was bietet Ihr Interessenten, das sie nicht selbst erledigen könnten? Schließlich braucht man für die Stellenanzeigenschaltung eigentlich keinen Vermittler.
Gute Frage, wie viel Zeit hast Du? Ich kürz das mal in einem Vergleich ab. Du kannst beispielsweise Deine Lebensmittel im Billigdiscounter oder im Fachgeschäft kaufen. Wenn Du einfach nur Käse willst, nimmst Du den in er Plastikverpackung aus der Kühltruhe, zahlst und gut ist. Wenn du aber etwas Besonderes willst, das genau Deinen Kriterien entspricht und nicht schmeckt wie alles andere, gehst Du besser ins Fachgeschäft und lässt Dich beraten.
Also, konkret übertragen: Wer einfach nur irgendeinen Mitarbeiter ohne besondere Ausbildung sucht, kann natürlich selbst eine Anzeige schalten. Meist reicht auch ein Anruf bei einer Agentur für Arbeit. Sobald aber bestimmte Qualifikationen erforderlich sind, gibt es deutlich mehr zu berücksichtigen, um den richtigen Bewerber zu finden.
Und im Unterschied zum Vergleich zwischen Discounter und Fachgeschäft wird es bei uns auch nicht teurer, im Gegenteil, wir handeln die günstigsten Konditionen aus.Denn letztlich ist nur der Erfolg unserer Kunden auch unser Erfolg. Weshalb jede Stellenanzeige bei uns unter großem Aufwand vorbereitet und schließlich geschaltet wird. Also nix Abgepacktes, sondern handverlesen.
Und wozu der Aufwand? Wovon hängt der Erfolg einer Online-Stellenanzeige ab?
In erster Linie von der Erfahrung. Deshalb meinte ich ja, dass mein Background natürlich auch wichtig ist. Aber vor allem muss man die aktuellen Rahmenbedingungen kennen und ein gutes Gespür entwickeln. Die Rahmenbedingungen kannst Du relativ leicht vermitteln, also Gestaltung, Inhalt, Platzierung, Kampagnen-Entwicklung, Re-Targeting und, ganz wichtig, auch die Ausgestaltung des Bewerberprozesses, beginnend bei der Candidate Experience über die eigene Website.
Erfahrung und Intuition kannst Du so nicht vermitteln, die musst Du Dir über Jahre aneignen und beständig verfeinern. Du kennst das ja selbst. Klar kann man sagen, was formal den Erfolg einer Online-Stellenanzeige ausmacht. Aber nur aufgrund unserer Erfahrung wissen wir, wo sich welche Stellenanzeigen am besten machen, mit welchem Zeitraum zu rechnen ist, was am meisten qualifizierte Bewerber anspricht und all diese Dinge. All das geht natürlich in unsere Beratung und Konzeption ein.
Was ist Dein bester Tipp, damit die Schaltung eine Chance hat, erfolgreich sein?
Mein bester Tipp, mmh … Okay, klingt banal, ist aber eigentlich der: Du kannst Dir noch so viel Mühegeben und an den Details arbeiten, das ist alles vergeblich, wenn die Anzeige nicht gefunden wird. Als, versteh mich nicht falsch, natürlich ist es gut, wenn der Kunde vorab viel richtig macht und meinen Empfehlungen folgt. Je mehr Komponenten er professionell umsetzt, umso höher ist die Erfolgsquote.Dennoch sollte die Auffindbarkeit bei Entscheidungen immer die oberste Priorität haben. Und gerade daran scheitern auch die attraktivsten Stellenanzeigen oft.
Thema Auffindbarkeit – ich nehme mal an, damit zielst Du auch auf die Veröffentlichung in den richtigen Portalen. Was ist denn Deiner Erfahrung nach wichtiger, möglichst das eine wichtige Portal zu nutzen oder ein Multiposting auf verschiedenen Stellenbörsen vorzunehmen?
Für uns ist ganz klar das Multiposting am hilfreichsten, weshalb wir uns ja auf diese Form spezialisiert haben.
Davon mal abgesehen, gibt es aber auch keinen nachvollziehbaren Grund, die Schaltung bei nur einem Portal vorzunehmen. Einzig die Kosten kämen hier infrage, weshalb wir unseren Kunden Kombinationsschaltungen anbieten, die nicht oder kaum mehr kosten als eine Einzelschaltung.Um den besonderen Nutzen des Multipostings zu verstehen, muss man sich eben auch noch mal verdeutlichen, wie Anzeigenschaltungen im Netz funktionieren.
Da spielen die Algorithmen der Suchmaschinen ebenso eine Rolle wie Suchmaschinenoptimierung und AdWords-Kriterien.
Im Netz bietet sich zudem die Chance, nicht nur aktive Stellensuchende anzusprechen, sondern auch Bewerber, die vielleicht selbst noch gar nicht wissen, dass sie im Grunde bereit für den Wechsel sind.
Durch geschickte Text-/Gestaltungsoptimierung und Multiposting lässt sich der Kreis der Interessenten so bedeutend erhöhen. Da sich jede Jobbörse aber auf bestimmte Gruppen und demografische Daten spezialisiert hat, würde man den Spielraum unnötig verkleinern, wenn man nur eine Anzeige schaltete.Nimm als Beispiel die Kombination aus einer bekannten Stellenbörse und dem Portal des Verlags „Werben & Verkaufen“. Das eine setzt auf Masse, das andere auf Klasse. Erst in der Kombination ergibt sich die Möglichkeit, aus einer Vielzahl möglicher Bewerber die besten herauszufiltern.
Bist Du persönlich für Deine Kunden zu sprechen oder werden Anfragen von Deinem Team angenommen und bearbeitet?
In meinem Team hat jeder eine feste Aufgabe, die seiner Qualifikation entspricht. Die Annahme der Anfragen oder Aufträge und die Zuteilung der Mitarbeiter, die sie umsetzen, läuft aber nach wie vor über mich. Schon deshalb, weil wir keine 08/15-Dienstleistung anbieten, sondern jede Anzeigenschaltung individuell und branchenspezifisch umsetzen.
Kommunikation und Konzeptentwicklung bleiben also Chefsache.
Details übernehmen Mitarbeiter oder Partner, die das besser können als ich – also beispielsweise Grafiker, Texter, Lektoren, IT-Spezialisten.
Ich denke halt, das A und O ist in jedem Beruf, dass man seine eigenen Fertigkeiten kennt und auch einschätzen kann, was man selbst am besten macht und was man besser delegiert.
Das Verteilen der Detailaufgaben ist zudem sinnvoll, weil ein Team immer mehr sieht als ein Einzelner.
Und letztlich bleibt mir dadurch viel mehr Zeit, mich um die direkte Kommunikation mit unseren Kunden zu kümmern, denn viele sind so begeistert, dass sie uns über Jahre immer wieder beauftragen, wenn sie Vakanzen zu besetzen haben. Und das ist eben das Tolle und Beflügelnde an meinem Job.
Lieber Ralph, das klingt mehr als überzeugend! Vielen Dank für dieses informative und spannende Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

