Kannst glei ofanga?

Kannst glei ofanga – Dialekt in Stellenanzeigen

Der Ton macht den Bewerber: Von guten Stellenanzeigen und der Sprache der Leute

Homs an Kennsti­aus? Schdellst di ned bled oa? Wenn Sie bei die­sen harm­lo­sen Fra­gen mei­nen, ich wäre auf der Tas­ta­tur aus­ge­rutscht, dann leben Sie sehr wahr­schein­lich jen­seits der Wei­schwurscht­gren­ze, also im Nor­den der Repu­blik, irgend­wo gleich hin­ter Frankfurt.

Mia hia im Süden dage­gen wis­sen sofort, wor­um es geht, und wir hor­chen auf. Ent­we­der als baye­ri­sche Urge­stei­ne, wie Sie das Bau­un­ter­neh­men Pen­zko­fer unlängst mit einer außer­ge­wöhn­li­chen, im Dia­lekt gehal­te­nen Stel­len­an­zei­ge umwarb. Oder auch als Arbei­ds­wia­di­che aus dem Schwa­ben­länd­le, nach denen eini­ge Wochen zuvor die Fir­ma Holp gesucht hat­te, und zwar eben­falls über eine Stel­len­an­zei­ge, deren Text im schöns­ten Dia­lekt gehal­ten war.

Stellenanzeige Niederbayerisch Fa. Penzkofer
Verfasser/Copyright: Penzkofer Bau GmbH · Regen

Das A und O der Stellenanzeigen: dem Volk aufs Maul und ins Herz geschaut

Bag­gor-Fahror oder Bag­ga-Foh­ra – um den klei­nen, aber wich­ti­gen Unter­schied in der Rei­hen­fol­ge von a und o zu ver­ste­hen, muss man wohl aus dem Süden stam­men. Um aber den rich­ti­gen Ton zu tref­fen, ist es in allen Regio­nen des Lan­des erfor­der­lich, die Spra­che der Leu­te zu spre­chen, dem Volk aufs Maul zu schau­en, wie es Luther einst so unmiss­ver­ständ­lich aus­drück­te. Und wie es der Sprach­for­scher Hart­mut Gün­ther aus­leg­te: „Wenn Du als Pfar­rer etwas über eine Schrei­ne­rei erzäh­len willst, musst Du erfah­ren, wie ein Schrei­ner spricht. Wenn es um Krank­hei­ten geht, den Arzt fra­gen. Du musst so reden, dass die Leu­te dich ver­ste­hen. Das heißt auch, das Wesent­li­che zu erfas­sen und nicht an den Wor­ten kleben.“

Und genau das ist es, was Anzei­gen, wie sie Pen­zko­fer und Holp ver­öf­fent­lich­ten, so ein­zig­ar­tig macht. Statt eine Spra­che zu ver­wen­den, wie sie in Aber­tau­sen­den von Stel­len­an­zei­gen zu fin­den ist, die aus Sicht von Per­so­nal­chefs für Ver­wal­tungs­fach­an­ge­stell­te getex­tet wur­den, bedient man sich genau der Spra­che, die die Leu­te ver­ste­hen. Direkt statt kleb­rig, unmiss­ver­ständ­lich und auf das Wesent­lich begrenzt, erfah­ren sie, was kei­ne über­ta­rif­li­che Ent­loh­nung aus­glei­chen kann: Bei uns seid ihr rich­tig. Mit eurem Kön­nen und eurem Cha­rak­ter, als Mit­ar­bei­ter und als Mensch, so wie der Schna­bel gewach­sen ist und mit dem Her­zen am rech­ten Fleck.

Dialekt und Zutrauen erzeugen auch Vertrauen: Du weißt schon, wie es geht!

Was mich an die­sen Stel­len­an­zei­gen begeis­tert und fröh­lich stimmt, ist des­halb auch nicht allein der Mut, den bei­de Unter­neh­men bewie­sen, indem sie zu einer so unge­wöhn­li­chen Dar­stel­lung grif­fen. Es ist das Bekennt­nis zur gemein­sa­men Spra­che in der Regi­on und zur Ver­bun­den­heit mit den eige­nen Mit­ar­bei­tern. Ganz ohne irgend­ei­nen vater­län­disch-patrio­ti­schen Unterton.

Die Kür­ze der ein­zel­nen Posi­ti­ons­be­schrei­bun­gen drückt aber noch etwas Wich­ti­ges aus: Ver­trau­en in die Stel­len­be­wer­ber und in ihre Befä­hi­gung, ihre Arbeit gut zu machen, ohne die oft­mals zwang­haf­ten Pflicht­hin­wei­se auf Kern­kom­pe­ten­zen, Know-how, Soft Skills, Team­fä­hig­keit, Fle­xi­bi­li­tät oder als Human Res­sour­ces. Ein­fach, weil sie Luschd hobn zu schaf­fe und weil se de Fliesn schee legn. Wer zwi­schen den Zei­len lesen kann – und das kön­nen die Leid – der erfährt hier auch: Wir ver­trau­en dar­auf, dass du dich auf dein Hand­werk ver­stehst. Des­halb müs­sen wir dir auch nicht erklä­ren, wie du die Flie­sen zu legen hast. Bewirb dich halt, wenn du meinst, dass du der Rich­ti­ge für uns bist.

Jeder, der basst, weiß dann schon, was gemeint ist. Weil er sei­ne Arbeit gut macht. Und weil er sich nicht gern drein­re­den lässt von Leu­ten, die sich auf ande­re Din­ge bes­ser ver­ste­hen. Weil er das Ver­trau­en eines Arbeit­ge­bers zu schät­zen weiß, der gute Leu­te sucht und sei­ne Pap­pen­hei­mer gewäh­ren lässt.

Teamgeist, der aus Identifikation entsteht, muss nicht erwähnt werden

Die Din­ge auf den Punkt brin­gen, zuspit­zen, über­spit­zen und doch in der Aus­sa­ge nicht zu über­trei­ben, genau das ist es, was eine gute Stel­len­an­zei­ge aus­macht. Der künf­ti­ge Bewer­ber will spü­ren und erfah­ren: Da hat sich jemand Gedan­ken gemacht. Da sucht einer den Men­schen und die Fach­kraft. Und da wird nicht über Team­geist und fla­che Hier­ar­chien gespro­chen, son­dern bei­des wird gelebt und erar­bei­tet. Weil der Bag­ger­fah­rer so wich­tig ist wie der Büro­an­ge­stell­te wie der Bau­zeich­ner wie der Bauleiter …

Über­ta­rif­li­che Bezah­lung, ein eige­ner Dienst­wa­gen, Weih­nachts­geld – auch das sind Kon­di­tio­nen, mit denen sich Bewer­ber anlo­cken las­sen. Hier aber haben zwei Unter­neh­mer noch mehr getan. Sie haben einen Per­spek­tiv­wech­sel vor­ge­nom­men und die Anzei­ge aus Sicht ihrer Leu­te formuliert.

Das Ergeb­nis weist nicht allein vie­le Voka­le auf, es wirkt beredt und wort­karg zugleich. Es ver­zich­tet auf alles Über­flüs­si­ge und gibt so dem Wich­ti­gen aus­rei­chend Raum. Es lebt vom gemein­sa­men Erfah­rungs­schatz und von einem unaus­ge­spro­che­nen, aber umso tie­fer wir­ken­den Einverständnis.

Nicht Beredsamkeit überzeugt, sondern Verbindlichkeit in der Ansprache

Wenn Men­schen sich von sol­chen Stel­len­aus­schrei­bun­gen ange­spro­chen füh­len, dann sicher auch, weil es ihnen im Beruf und in der Aus­wahl eines Unter­neh­mens nicht allein um Ein­kom­men und Pres­ti­ge, um Bered­sam­keit und Lob­prei­sung geht, son­dern um etwas, was sie von klein auf mit­ein­an­der ver­bin­det. Sie füh­len sich ange­spro­chen, weil sie gemeint sind. Und zwar ganz egal, ob als Mana­ger oder als Maurer.

Die pas­sen­de Spra­che, der rich­ti­ge Ton­fall – das muss nun natür­lich nicht in jeder Stel­len­an­zei­ge ein regio­nal übli­cher Dia­lekt sein. Im Gegen­teil, es wäre fatal, wenn die­ses Anzei­gen­for­mat mas­sen­haft kopiert wür­de, da es dann rasch an Glaub­wür­dig­keit ver­lö­re. Zudem gibt es eben die eine Spra­che, in der eine Stel­len­an­zei­ge for­mu­liert sein muss, nicht.

Erfolgreiche Stellenanzeigen beginnen mit dem Zuhören, Schauen und Präzisieren

Jede erfolg­rei­che Stel­len­an­zei­ge beginnt mit dem Hin­hö­ren und Auf­mer­ken, Hin­schau­en und Wahr­neh­men. Was genau ist erfor­der­lich, um die aus­ge­schrie­be­ne Posi­ti­on beset­zen zu kön­nen? Was muss der Bewer­ber kön­nen und mit­brin­gen? Wel­che fach­li­chen, mensch­li­chen und sprach­li­chen Erwar­tun­gen haben Sie?

Je bes­ser es Ihnen gelingt, prä­zi­se zu for­mu­lie­ren, wie Sie sich den idea­len Bewer­ber vor­stel­len, des­to eher wer­den sich genau jene Bewer­ber bei Ihnen ein­fin­den. Dabei geht es nicht dar­um, mög­lichst vie­le, son­dern den bes­ten Bewer­ber zu fin­den. Den, der für Ihr Unter­neh­men und genau die­se Posi­ti­on am bes­ten geeig­net ist. Die­ser wird sich im Gegen­zug nicht bewer­ben, weil Sie ihm das höchst­do­tier­te Ange­bot unter­brei­ten. Son­dern weil er etwas von dem Geist oder Spi­rit, der ihn in Ihrem Unter­neh­men erwar­tet, teilt.

Ob Sie Ihre Anzei­ge also auf Bai­risch, Schwä­bisch oder Swa­hi­li for­mu­lie­ren, ist neben­ge­ord­net. Wich­tig ist, wie sehr es Ihnen gelingt, die Iden­ti­tät Ihres Unter­neh­mens posi­tiv und aus­sa­ge­kräf­tig zu ver­mit­teln, mit allem, was Ihre Mit­ar­bei­ter, Ihre Fer­ti­gung, Ihre Pro­duk­te oder Dienst­leis­tun­gen aus­zeich­net. Und nicht min­der wich­tig ist, dass Sie dem Bewer­ber mög­lichst prä­zi­se vor Augen stel­len, wer aus wel­chen Grün­den zu Ihnen basst. Dafür müs­sen Sie in einer Prin­t­an­zei­ge nicht vie­le Wor­te machen. Eine attrak­ti­ve Gestal­tung und der rich­ti­ge Ton­fall sor­gen schon dafür, dass die rich­ti­gen Leu­te auf­mer­ken. Und ein klei­ner Ver­weis auf Ihre Web­sei­te reicht dann aus, damit genau die Bewer­ber, die Sie anspre­chen wol­len, sich dort flugs über alle wei­te­ren Details informieren.

Wenn Sie schließ­lich trotz inten­si­ven Nach­den­kens, wie Ihre erfolg­rei­che Stel­len­an­zei­ge aus­se­hen und klin­gen könn­te, nicht zu einem über­zeu­gen­den Ergeb­nis kom­men, dann ste­he ich für ein unver­bind­li­ches Bera­tungs­ge­spräch gern zur Ver­fü­gung. Denn I konn des, sogar ois Breiß 😉

Rufen Sie mich unver­bind­lich an. Von 8 bis 20 Uhr bin ich unter 0 99 05 — 707 85 80 erreich­bar. Do red ma gscheid – natür­lich in Hochdeutsch.

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